Chronik Neuperlach


Dipl. Ing. Christoph Titze


Arbeitssitzung Unterausschuss Kultur/Vereine/Veranstaltungen

Christoph Titze war 33 Jahre für die Neue Heimat tätig und war maßgeblich an der Entwicklung des Stadtteils Neuperlach beteiligt. Er hat dies in der Broschüre der WSB, der rechtlichen Nachfolgerin der NH, dokumentiert. Darin enthalten ist die städtebauliche Entwicklung bis 1990.

Bericht des Dipl. Ing. Christoph Titze zur Baugeschichte Neuperlachs im Unterausschuss Kultur/Vereine/Veranstaltungen



vom Kirchturm aus Richtung Norden, Holzwiesenstr., vor Neuperlach

Chronik:
Teil 1:

(
Quelle:Bernhard Hartard, Mitglied im Bezirksausschuß 16, Ramdersdorf/Perlach)
Als die Herrschaft der Römer in Bayern zu Ende geht, kommt es auf der Perlacher Haid zur Entscheidungsschlacht zwischen Römern und Bajuwaren, so berichtet wenigstens der erste bayerische Geschichtsschreiber Aventin. Heute wissen wir, daß es diese Schlacht nie gegeben hat, aber die Perlacher Haid hat es wirklich gegeben, sie war ein Teil der Heidelandschaften rings um München, wenig fruchtbar und deshalb bis in unsere Zeit nur am Rande besiedelt. Als bald nach dem 2. Weltkrieg München beginnt, scheinbar unaufhaltsam zu wachsen, da ist die Perlacher Haid schon weitgehend verschwunden, in einige hundert Grundstücke zerteilt ist sie Ackerland geworden. Aber neben Freiham ist das Gebiet die letzte große, besiedelbare Fläche in München, und als man nach einem Platz für eine "Entlastungsstadt" sucht, fällt die Entscheidung bald für Perlach. Nach langen Vorarbeiten rücken 1967 die Bagger, Planierraupen und Betonmischer an, am 11. Mai 1967 wird feierlich und mit viel Prominenz der Grundstein gelegt und dann wird in rund 25 Jahren eine Stadt für knapp 60.000 Einwohner aus dem Boden gestampft.

Es gibt beim Bau von Neuperlach zwar einen grundsätzlichen Strukturplan, aber keinen verbindlichen Gestaltungsplan; das hat den Vorteil, daß Neuperlach nicht eine Ansammlung immer gleicher Klötze ist, vielmehr haben die verschiedenen Bauabschnitte durchaus ihr jeweils eigenes Gesicht. An Neuperlach kann man Erfolge und Torheiten von 25 Jahren städtebaulicher Entwicklung ablesen.

In den Anfangsjahren müssen die Neuperlacher mit vielen Mängeln und Unzulänglichkeiten fertig werden, und gar mancher "Berichterstatter" schreibt immer noch die Klagen von damals ab und verbreitet dadurch einen (schlechten) Eindruck von Neuperlach, der längst nicht mehr gerechtfertigt ist, denn heute hat Neuperlach fast alles, was zu einer mittelgroßen Stadt gehört: Wohnungen und Arbeitsplätze, Schulen und Sportplätze, Kindergärten und Altersheime, Kirchen und Pfarrzentren, Gaststätten und Einkaufsmöglichkeiten, und in der früher brettebenen Landschaft gibt es zwei kleine Seen, Rodelhügel und im weitläufigen Ostpark sogar einen richtigen "Aussichtsgipfel". Neuperlach ist ein Stadtteil fast ohne Gartenzäune, dafür mit vielen Grünflächen, Spielwiesen und Spielplätzen, und es gibt ein gut durchdachtes Netz von Geh- und Radwegen, auf denen man oft weitab vom übrigen Verkehr das Stadtviertel in alle Richtungen durchqueren kann.

Man darf auch die Mängel nicht verschweigen: Neuperlach krankt an Geburtsfehlern, die kaum noch zu beheben sind, das sind nicht nur die zum Teil fast gewalttätig großen Wohnblöcke, in denen der Einzelne in der Anonymität der großen Zahl unterzugehen droht. Als man mit dem Bau von Neuperlach beginnt, plant man die "autogerechte" Stadt und als man den Unsinn dieses Konzepts erkennt, ist es für weite Teile von Neuperlach bereits zu spät: vielfach überdimensioniert führen die Straßen den Verkehr auch noch an den letzten Wohnblock heran und als "Hauptschlagader" zerteilt mit einem gewaltigen Graben eine als Stadtautobahn geplante Straße den ganzen Stadtteil.

Ein anderer schwerer Mangel ist, daß Neuperlach nicht von einem Kern aus gewachsen ist, sondern Abschnitt für Abschnitt nebeneinander auf die "grüne Wiese" gesetzt wurde. Für die Gestaltung einer alles zusammenhaltenden Mitte fehlte es dann zuletzt an allem, an Geld, an gestalterischer Fantasie und vielleicht auch an gutem Willen. Das Zentrum von Neuperlach besteht aus einem eindrucksvollen Einkaufszentrum und aus einem halben Dutzend mächtiger Bürogebäude. Am Tag ist diese Mitte durchaus von Leben erfüllt, nach Geschäftsschluß aber ist alles öde und der traurigste Platz im Herzen Neuperlachs ist dann die Asphaltwüste eines Parkplatzes genau an der Stelle, wo Optimisten immer noch auf das versprochene Bürgerhaus warten.

Teil 2:
Der Münchner Stadtteil NEUPERLACH
Chronologie (erstellt von der Bayerischen Städte- und Wohnungsbau GmbH im Dezember 1990,
überarbeitet von Guido Bucholtz

25.11.1960  

Der Stadtrat der LHM beschließt den "Gesamtplan zur Behebung der Wohnungsnot in München". Darin sind 43 Planungsgebiete, darunter Perlach, bestimmt.

 

1962
Das Gebiet Perlach wird mit 1.000 ha Gesamtfläche im Flächennutzungsplan der Stadt München als Baugebiet ausgewiesen und in den ersten Stadtentwicklungsplan aufgenommen. ("Entlastungsstadt Neuperlach").
03.04.1963
Abschluß des Maßnahmenträgervertrages zwischen der Landeshauptstadt München und der Neuen Heimat Bayern. Der Stadtrat überträgt dem Maßnahmeträger Neue Heimat folgende Hauptaufgaben:
- Mitwirkung an der Bebauungsplanung
- Durchführung der Bodenordnung (freiwillige Umlegung mit 160 Eigentümern)
- Innere Erschließung (Straßen-/Kanalbau, Wasserrohrnetz)
- Koordination der Bauträger
11.05.1967
Grundsteinlegung Neuperlach Nord in Anwesenheit des damaligen Städtebauministers Lauritzen, des damaligen Staatsministers Dr. Hundhammer, dem damaligen Oberbürgermeister Münchens, Dr. Vogel sowie zahlreichen Vertretern aus Politik und Öffentlichkeit.
Juni 1968 Die ersten Wohnungen werden bezogen.
25.06.1971 Einweihung des Wohngebietes Nord und erstes Bürgerfest.
Ende 1971 Einweihung des kirchlichen Gemeindezentrums in Nord-Ost
Neuperlach hat 18.000 Einwohner
02.02.1972 Der Stadtrat gibt dem neuen Stadtteil den Namen Neuperlach. Fortan gibt es Perlach, Neuperlach und Waldperlach.
30.11.1973 Richtfest des Schulzentrums Nord-Ost.
Ende 1973 Neuperlach hat 27.000 Einwohner.
April 1974 Eröffnung des Sudermann-Einkaufszentrums in Ost
20.06.1974 Einweihung des Sozialzentrums der Arbeiter Wohlfahrt
28.06.1974
Einweihung des Wohngebietes Nord-Ost und Grundsteinlegung für den "Wohnring" mit 1.600 WE in Neuperlach-Mitte.
Ende 1974
Der neue Stadtteil hat 32.000 Einwohner
Juni 1975
Einweihung des Marx-Zentrums in Neuperlach-Ost
Ende 1976 Rund 14.300 Wohnungen, Wohnheimplätze und Eigenheime sind fertiggestellt.
Neuperlach hat 38.000 Einwohner
11.11.1977 Richtfest des Forschungs- und Verwaltungszentrums der Siemens AG
20.11.1977 Grundsteinlegung für das ökumenische Kirchenzentrum (Stephanszentrum) in Neuperlach-Mitte


 

1978 In Neuperlach-Ost wird ein Handwerkerhof mit 14 Handwerksbetrieben errichtet
26.05. bis 31.05.1979 Große Stadtteilwoche in Neuperlach
21.06.1980 Zum 10. Mal findet das Bürgerfest statt
02.10.1980
Eröffnung des SB-Warenhauses KRONE in Neuperlach-Mitte (I. Bauabschnitt der PEP Perlach Einkauf Passagen
18.10.1980
Einweihung der U-Bahn (U 8) mit 5 Haltestellen in Neuperlach. In Neuperlach-Süd bildet sie den Verkehrsknotenpunkt mit der S-Bahn (Park and Ride-Verkehr)
08.11.1980 Erster Spatenstich für 2.000 Wohnungen in Neuperlach-Süd I
26.01.1981 Eröffnung des Postamtes in Neuperlach Mitte
05.03.1981 Eröffnung der PEP Perlach Einkaufs Passagen Neuperlach-Mitte (2. Bauabschnitt)
Sommer 1981 Einweihung der Europaschule für Kinder von Mitarbeitern des Europäischen Patentamtes
01.10.1981 Das Caritas Altenwohnheim mit 176 Wohnplätzen wird eingeweiht
11.12.1981 Eröffnung des Eislaufstadions Neuperlach im Ostpark
27.05.1982 Offizielle Übergabe des Ostparks und Eröffnung des Restaurants am See mit Biergarten
Ende 1982
Neuperlach hat 43.000 Einwohner in 16.500 Wohnungen sowie 14.000 Arbeitsplätze
18.03.1983 In Neuperlach-Ost eröffnet das ORBIS-Hotel, 180 Einzel-/Doppelzimmer
08.07.1983 Das Vereinsheim des Sportvereins SV Neuperlach an der Bert-Brecht-Allee wird eröffnet
04.10.1983 Die 3. Bezirkssportanlage wird in Neuperlach-West übergeben
Oktober 1983 Auf dem Hanns-Seidel-Platz wird der 2. Wochenmarkt eröffnet
Ende 1983
Neuperlach hat 45.000 Einwohner in 18.300 Wohnungen und 14.500 Arbeitsplätze
05.03.1984
Das Jugend- und Freizeitheim an der Kurt-Eisner-Strasse öffnet die Türen für die bislang provisorisch untergebrachten Einrichtungen: BWZ - Bewohnerzentrum und SSZ - Selbstverwaltetes Stadtteil-Zentrum
11.04.1984
Mit der neuen Platzgestaltung nördlich der PEP Perlach Einkauf Passagen wird ein Brunnen in Betrieb genommen
13.07. bis 17.07.1985 Die Stadtteilwoche des 30. Stadtbezirks bietet ein umfangreiches Programm
27.08.1985 In Neuperlach-Süd eröffnet das Novotel-Hotel mit 510 Betten, Restaurant und Konferenzräumen
01.10.1985
Alle paar Minuten fahren in Zeiten des Berufsverkehrs zwei U-Bahn-Linien (U1 und U8) nach Neuperlach-Süd
Ende 1985
Neuperlach hat rund 46.000 Einwohner in 18.900 Wohnungen und 18.000 Arbeitsplätze
Mai 1986 In Neuperlach-Süd wird das Heinrich-Heine-Gymnasium am Max-Reinhardt-Weg offiziell eingeweiht
August 1986 Der FC Perlach in Neuperlach-West bezieht sein Vereinsheim

Ende 1986

Verschiedene Organisationen blicken auf langjährige Tätigkeiten zurück:
- Vor 15 Jahren eröffnet die Caritas ihre erste Bezirksstelle
- Mehr als ein Jahrzehnt steht die Nachbarschaftshilfe an der A.-Schweitzer-Strasse den Bürgern zur Seite
- Ein gute Jahrzehnt existiert der Frauentreffpunkt Neuperlach; seit Mai 1986 auch ein Frauencafe.
- Seit fast 15 Jahren  bietet das Freizeitforum für Kinder- und Jugendliche ein vielseitiges Angebot.
- 10 Jahre  hat sich die Wohngemeinschaft im Wohnring als sinnvolle Einrichtung für Jugendliche bewährt.
- Das 5-jährige feiert die Paritätische Familienbildungsstätte mit Kinderbuchausstellung und Autorenlesungen.

Juni 1987
Der U-Bahnhof Neuperlach Zentrum wird behindertengerecht nachgerüstet

10-jähriges Bestehen feiern das Familienzentrum in Neuperlach-Mitte sowie die Europäische Schule (750 Schüler).

01.08.1987
Der SV Neuperlach gibt die ersten Tennisplätze am Ostpark zum Bespielen frei (insgesamt 21 Plätze und Clubhaus im Bau)
Ende 1987
In Neuperlach leben rund 47.000 Einwohner in 20.100 Wohnungen, 20.000 Arbeitsplätze
03.06. bis 18.06.1988
Das 18. Bürgerfest feiern Neuperlacher Bürger nunmehr am Hanns-Seidel-Platz und das 20-jährige bestehen ihres Stadtteils mit einem großen Jubiläumsprogramm
08.06.1988 Als kleines Pendant zum "Ostpark" wird im Süden der "Perlach Park" offiziell eröffnet und eingeweiht
15.07.1988
In Neuperlach, Adenauerring 29, wird die Polizeidienststelle, zuständig für Neuperlach, Perlach und Waldperlach, eröffnet
01.07.1989 In Neuperlach-Süd feiert der 1988 gegründete Bürgerverein das "erste Südperlacher Bürgerfest"
23.11.1989
In Neuperlach Mitte eröffnen die PEP Perlach-Einkaufs-Passagen den Erweiterungsbau mit 30 Läden, Service-Betrieben und gastronomischen Lokalen "unter der größten Glaskuppel Europas"
29.11.1989 Ein neuer städtischer Kindergarten mit Kinderhort öffnet in Südperlach seine Pforten
Juli 1990
In Neuperlach Mitte feiert die Wacker-Chemie Richtfest für ein neues Verwaltungszentrum mit 1.500 Arbeitsplätzen
Ende 1990
In Neuperlach leben rund 50.000 Einwohner in 21.800 Wohnungen. Daneben bietet Münchens jüngster Stadtteil Neuperlach 22.000 Arbeitsplätze
1. Juli 1991 In Südperlach wird die 600 Meter lange Fußgängerzone zwischen U-/S-Bahnhof und Perlach Park feierlich an die Landeshauptstadt übergeben. Der öffentliche Raum ist verkehrsberuhigt und behindertengerecht ausgebaut.
Oktober 1992 Das 20-jährige Betriebsjubiläum feierte das Krankenhaus Neuperlach. Die zwei Jahrzehnte haben dem Krankenhaus mehr Betten und weitere Personalgebäude beschert; 1300 Menschen arbeiten hier; die Zahl der Betten: 829.
Ende 1992 In Neuperlach leben rund 55.000 Einwohner in 22.700 Wohnungen. Daneben bietet Münchens jüngster Stadtteil Neuperlach rund 24.000 Arbeitsplätze.
   

OSTPARK
(Historie, erstellt von der LHM, Baureferat, vielen Dank für die Unterstützung)

1918 Die Notwendigkeit eines Parks für den Münchner Osten als Ergänzung für die Grünflächenversorgung der Stadt wird erstmals erwähnt
1959


Luftbild (farbige Schrägaufnahme 1959) Michaelibad bevor der Ostpark angelegt wurde (1973)

1962 Der Bau des Ostparks wird zusammen mit der Entlastungsstadt Neuperlach vom Stadtrat unter Oberbürgermeister Vogel beschlossen
1965 Ein erster Vorentwurf von Professor Römer entsteht als Teil der Gesamtgrünplanung für Neuperlach
1969 Der Stadtplanungsausschuss beschließt am 12. November den ersten Bauabschnitt von 15,75 ha nach dem Plan der Stadtgartendirektion unter Direktor Wurzer.
Die Bauarbeiten beginnen mit den ersten Aufschüttungen
1973 Die planerische Konzeption für den Ostpark steht fest.
Ein Großteil der Bauarbeiten des ersten Abschnittes wird durchgeführt
1975 Der Stadtrat genehmigt am 18. Juni den Bau des zweiten Bauabschnitts.
Der erste, östliche Parkteil wird am 22. Juli von Oberbürgermeister Kronawitter feierlich eröffnet.
 

 

OB Georg (Schorsch) Kronawitter und StR Hermann Memmel
(Bildquelle: Stadtarchiv München, 1975)

1979 Nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes unter Stadtgartendirektor Rupp wird dieser am 26. Juni von Oberbürgermeister Kiesl der Öffentlichkeit übergeben.
1982 Der Ostpark wird am 27. Mai in seiner gesamten Fläche von 56 ha offiziell eröffnet.
1998 Zum 25-jährigen Jubiläum des Ostparks wird vom 11. bis 19. Juli eine Festwoche mit umfangreichem Veranstaltungsprogramm gefeiert.
2003 "30 Jahre Ostpark": Vom 18. bis 27. Juli findet ein großes Festival statt.