Geschichtlicher Rückblick
1200 Jahre Perlach
(Archiv, Festring Perlach e.V.)

Aus der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. haben sich im Neuen Südfriedhof die Reste einer Viereckschanze, einer keltischen Kultstätte, erhalten. Man kann nur vermuten, dass die Menschen, die diese Stätte besuchten, in der Gegend von Perlach siedelten. Aber erst mehr als 1000 Jahre später zeugt ein Gräberfeld (7. Jahrhundert) zwischen Ottobrunner Straße, Weddigenstraße und Schmidbauerstraße von einer nahen Siedlung. Im Jahre 790 gibt es dann den ersten schriftlichen Beweis, dass Perlach existiert: da schenken der Priester Icho und sein Neffe, der Diakon Kerolt, dem Bischof von Freising einen Hof, der in Peraloh liegt. Der Name deutet auf eine Siedlung im lichten Lohwald, in dem es Bären gibt, aber wohl kaum Braunbären, sondern eher Saubären, d.h. wilde Eber.

Grundherren in Perlach sind seit frühester Zeit die Bischöfe von Freising und die Klöster Tegernsee und Schäftlarn, ab dem 13. Jahrhundert auch die bayerischen Herzöge, die in dieser Zeit die Gerichtshoheit über Perlach an sich bringen. Um 1500 ist Perlach ein Dorf mit knapp 70 Anwesen, die sich schon seit dem 14. Jahrhundert nachweislich auf das Unterdorf (nördlich der Putzbrunner Straße) und das Oberdorf verteilen, wobei die großen Höfe überwiegend im wohl älteren Unterdorf liegen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt Perlach langsam zu wachsen, von 739 Einwohnern (1871) über 1.043 im Jahre 1890 erreicht es um 1900 schon 1.740 und als Perlach 1912 erstmals, aber noch vergeblich die Eingemeindung nach München anstrebt, hat die Gemeinde ca. 2.400 Einwohner. Dazu gehören jetzt auch schon einige Familien, die in den Siedlungen Fasangarten, Michaeliburg und Waldperlach leben.

Blick auf den Wendelstein
PERLACH im 20. Jahrhundert
Historische Ansicht von Perlach auf den Wendelstein

Im Mai 1919 ereignet sich ein düsteres Kapitel der Perlacher Geschichte: ohne erkennbaren Anlass werden 12 Perlacher Bürger von den Banden des Major Lützow verhaftet. Es sind überwiegend Arbeiter und viele sind Mitglieder der SPD, aber sie haben nicht an den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Räterepublik und den sog. Freicorps teilgenommen. Trotzdem werden sie ohne Verhandlungen oder Urteil erschossen. Mitbürger aus Perlach haben sie denunziert, weshalb wird nie wirklich geklärt, zu groß sind die Interessen, die Spuren zu verwischen – und eine schon früh auf dem rechten Auge blind gewordene Justiz lässt die Mörder laufen.

1920 macht der Gemeinderat von Perlach einen zweiten Versuch, die Eingemeindung nach München zu erreichen, wieder ohne Erfolg, aber 1930 ist es dann soweit: Perlach wird Stadtteil von München.

Gemessen an dem, was anderen Stadtvierteln geschieht, übersteht Perlach einigermaßen heil den 2. Weltkrieg und behält nach dem Krieg zunächst seinen dörflichen Charakter. Es gibt noch viele Bauernhöfe und 77 Gärtnereien, die für die Landwirtschaft in Perlach so typisch sind. Aber die Entwicklung zu einem „städtischen" Viertel ist nicht aufzuhalten: 1967 werden nur noch 19 Höfe bewirtschaftet, gibt es noch 26 Gärtnereien; heute gibt es in Perlach keinen Bauern mehr, und aus den wenigen verbliebenen Gärtnereien sind „Gartencenter“ geworden.

Eine Kirche gibt es in Perlach schon sehr lange, die Urkunde, die erstmals Ramersdorf erwähnt (1006 -1022), spricht auch von einer Kirche in Perlach, auf einer Votivtafel von 1709 in St. Peter (Faistenhaar) ist sie noch heute zu sehen. Am Beginn des 18. Jahrhunderts ist die alte romanische Kirche nicht mehr in bester baulicher Verfassung, wohl auch nicht mehr ganz „zeitgemäß“, so dass sie ab 1728 durch den barocken Neubau ersetzt wird, der heute noch das Ortsbild prägt.

Zwischen 1686 und 1790 werden vier Anwesen in Perlach zu Edelsitzen, sog. Hofmarken, erhoben und die Hofmarkherren dürfen über jeweils eigene  Untertanen“ (nie über das ganze Dorf) die niedere Gerichtsbarkeit ausüben. Als nach 1800 Montgelas aus dem feudalen Bayern einen modernen Staat formt, verschwindet der anachronistische Spuk auch in Perlach. Die „Schlösser“ der Hofmarken haben im Ortsbild wenig Spuren hinterlassen, es handelte sich ja nur um bessere Bauernhöfe. In dieser Zeit (1818) wird Perlach auch eine politische Gemeinde im heutigen Sinne.

Ab 1800, verstärkt ab 1817, ziehen viele Familien aus der linksrheinischen Pfalz nach Perlach; das bringt Unruhe ins Dorf, denn die Pfälzer sind nicht nur tüchtige Landwirte, sondern überwiegend Protestanten und sie weigern sich, dem katholischen Pfarrer von Perlach althergebrachte Abgaben zu leisten. Noch 1870 streitet Pfarrer Pfanzelt um „Kirchtrachten“ und „Brotreichnisse“. Seine Pfarrkinder haben sich da schon längst mit den Neubürgern vielfach versippt und verschwägert und stören sich auch nicht daran, dass im Oberdorf seit 1848 eine protestantische Kirche steht, heute übrigens die älteste in München.


Festring Perlach: Ständige Ausstellung im Heimatarchiv

Quelle:
Archiv, Festring Perlach e.V.

 

 

 

Perlacher Heimatarchiv an der Sebastian-Bauer-Straße 25/I mit den Dauerausstellungen „Perlach im Wandel der Zeiten“ und „bei uns dahoam“

Festring Perlach e.V.
im Internet:
http://www.festring.perlach.de

 

 

 

 


Band I "790 -1990
(vergriffen)
1200 Jahre Perlach"
Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte eines Münchner Stadtteils mit den Ortsteilen Perlach, Fasangarten, Michaeliburg, Waldperlach und Neuperlach, Band II
Herausgegeben von Georg Mooseder und Adolf Hackenberg im Auftrag des Festrings Perlach e.V.
© 1992

... zu beziehen über den Festring Perlach ...

 


Tipp:
Der Perlacher Geschichtsbrunnen
Herausgegeben 1991 vom Festring Perlach e.V.
Redaktion:
Georg Mooseder und Adolf Hackenberg

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Buchtipp:
"VIVAMUS"
Ausgrabungen in Unterbiberg, Kkr. München, 1995 und 2001
M. Schefzik, H.-P. Volpert
Die vorgeschichtlichen Gräber, Siedlungen und das spätantike Gräberfeld am Hachinger Bach
(ISBN 3-9808360-0-7

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Perlacher Heimatarchiv an der Sebastian-Bauer-Straße 25/I mit den Dauerausstellungen „Perlach im Wandel der Zeiten“ und „bei uns dahoam“