Chronik Ramersdorf

Vermutlich ist Ramersdorf eine Siedlung aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Schriftlich erwähnt wird der Ort erstmals in einer Urkunde, die auf die Jahre 1006 - 1022 datiert wird und mit der ein Gebietstausch zwischen dem Bischof Egilbert von Freising und einem Edlen Aripo testiert wird; Aripo erhält dabei u.a. die Kirche von Ramersdorf (Rumoltesdorf) und etliche Leibeigene aus diesem Ort. Der Name Ramersdorf leitet sich ab von der Familie der Rumolte, die im 8. und 9. Jahrhundert als Richter und Vögte in Freisinger Urkunden erscheinen. Die Grundherrschaft über Besitzungen in Ramersdorf üben nebeneinander verschiedene Ministerialengeschlechter (Eurasburg, Pientzenau u.a), später dann Münchner Patrizier und geistliche Herrschaften aus.

Ab dem 14. Jahrhundert entwickelt sich Ramersdorf durch seine Kirche zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort. Die heutige Kirche wird kurz nach 1400 errichtet und später im Innern barockisiert. Die Kirche enthält sehenswerte Kunstwerke aus der Zeit der Gotik und des Barock, darunter besonders erwähnenswert das berühmte Gnadenbild "Maria mit dem Kinde", eine gotische, farbig gefasste Holzschnitzerei. Bekannt ist auch das Gemälde der 40 Geiseln, die 1632 von den Schweden aus München verschleppt wurden und das Bild als Dank für ihre glückliche Heimkehr stifteten. Die Kirche von Ramersdorf ist zwar lange Zeit "nur" eine Filialkirche von Perlach, überflügelt aber als "reiche Tochter" sehr bald die Kirche in Perlach an Bedeutung. Trotzdem bleibt aber Ramersdorf bis ins 19. Jahrhundert ein sehr kleines Dorf, laut einem Lexikoneintrag von 1832 besteht der Ort aus nur 15 Häusern mit 86 Einwohnern, 1855 hat Ramersdorf dann aber doch schon 390 Einwohner.


1930, Linienbus Perlach-Ramersdorf vorm Sattlerböckhaus,
am 15.4.1930 wurde die städt. Autobuslinie eröffnet (Fahrpreis: 15 Reichspfennig)

Eine eigenständige Gemeinde im modernen Sinn wird Ramersdorf erst 1818, es behält seine Selbständigkeit aber nur kurze Zeit, denn schon 1864 wird es trotz hinhaltendem Widerstand nach München eingemeindet. Zu diesem Zeitpunkt hat Ramersdorf etwa 600 Einwohner und es dauert noch Jahre, bis sich aus dem bäuerlichen Dorf ein städtisches Wohn- und Industrieviertel entwickelt. Noch 1918 hat Ramersdorf nur 1.500 Einwohner, dann beginnt mit der Bebauung an der Rosenheimer Straße eine zügige Entwicklung. Es folgen die Siedlung Ramersdorf-Ost und die Mustersiedlung (ab 1934) und 1939 hat Ramersdorf rund 8.500 Einwohner. Trotzdem besteht noch immer ein Drittel des Stadtviertels aus Wiesen und Feldern.


Echardinger Kapelle zwischen Ramersdorf und Berg a. Laim, Bleistiftzeichung von L. Blumenthal, 1917

Wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg setzt dann auch in Ramersdorf eine Entwicklung ein, von der keines der relativ zentrumsnahen Stadtviertel verschont bleibt: beiderseits der vorhandenen Gleisanlagen dehnen sich Industrieansiedlungen aus und die übrigen Freiflächen werden mit Wohnungen bebaut. Zusammen mit dem Gebiet zwischen Balanstraße und der Westgrenze des Stadtbezirks wohnen heute in Ramersdorf ca. 34.000 Menschen.
(Quelle: Festschrift "125 Jahre Ramersdorf bei München")

 

 

AK Stadtteilgeschichte Ramersdorf e.V.
Renate Wirthmann
Adam-Berg-Straße 25
81735 München

 

 

 

 


 

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