Wer sich München von Süden her nähert, dem weist schon von
weitem ein hoher Kirchturm den Weg zu einem beschaulichen Ensemble, das mit
dem Ort "Rumoltesdorf" erstmals im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde.
Ramersdorf ist einer der ältesten Wallfahrtsorte in Bayern. Schon im 14.
Jahrhundert besteht dort eine Marienwallfahrt, zu der ab 1377 ein zweites
bedeutendes Pilgerziel gekommen ist. Aus dem Besitz Kaiser Ludwigs des Bayern
wurde durch dessen aus Todesgefahr erretteten Sohn Otto das berühmte Reliquiar
mit einem Kreuzpartikel der Kirche übereignet. Für die rasch wachsende Zahl
von Wallfahrern entstand Mitte des 15. Jahrhunderts ein gotischer Neubau. Auch
ein neues Gnadenbild, die sitzende Maria, wurde geschaffen und thront heute am
Hochaltar.
Die frühbarocke Kirchenausstattung birgt weitere Schätze, so den von Erasmus
Grasser geschnitzten Kreuzaltar, dessen geschlossene Flügel von der Schenkung
des Kreuzpartikels berichten. Zwei große Votivbilder künden von gnadenreicher
Errettung aus Geiselhaft, in der sich verschleppte Münchner Bürger im
Dreissigjährigen Krieg und im österreichischen Erbfolgekrieg zur Muttergottes
in Ramersdorf verlobt hatten.
Auch sieben Münchner Lodenmacher stifteten ein Votivbild und den sogenannten
"Frauendreißiger", weil vor Wien die Türkengefahr abgewendet werden konnte.
Seit 1683 wird deshalb nach dem Patrozinium Mariä Himelfahrt 30 Tage lang
Maria besonders geehrt und die Einzelsegnung mit dem Kreuzpartikel gewährt.
Dann ist wieder etwas von der einst großen Wallfahrt nach Ramersdorf zu
spüren, und der Biergarten, der an keinem Pilgerort fehlen darf, ist noch mehr
als sonst gefüllt. |
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