Neuperlach – eine Reminiszenz
Von Iris Wassill

Die historische Bedeutung des Stadtteiles Neuperlach liegt in der gelungenen Bewältigung der Folgen der Industrialisierung Münchens. Die Wohnbevölkerung war in den 1950ern und 1960ern stark gewachsen, so dass großer Bedarf an Wohnungen bestand. Statt einfach nur Bauland auszuweisen und damit eine Streusiedlungsstruktur wie in London oder Los Angelos zu bewirken, hatte die Stadt München die Vision, eine Entlastungsstadt für mindestens 80 000 Einwohner und mit einem Einzugsgebiet von ca. 400 000 Personen zu bauen. Diese sollte keine Schlafstadt werden, sondern eine gesunde Funktionsmischung erhalten.
Auf einem Gebiet von 1000 Hektar, einer Fläche, die der Münchner Innenstadt entspricht, entstand zwischen 1967 bis 1987 der Stadtteil Neuperlach.
Die Planung sah ein Zentrum mit städtischem Charakter vor, damit sich die Bürger als „Städter“ fühlen können. Dies wurde mit dem Wohnring, den bis zu 40 Meter hohen Wohnhäusern und dem Einkaufszentrum erreicht.

Auch die Straßenbreite wurde in entsprechender Dimension angelegt. Um dieses Zentrum gruppieren sich nun die sechs Unterzentren, ebenfalls mit höherer Bebauung und allen notwendigen Versorgungs-einrichtungen für die Bürger.
Diese sechs Unterzentren sind zusätzlich zu den Straßen mit einem besonderen Fuß- und Radwegesystem verknüpft, welches durch die landschaftlich gestalteten Grünflächen des Stadtviertels führt. Die Fuß- und Radwege zeichnen sich durch große Sicherheit für die Benutzer aus, da sie größtenteils durch Brücken und Unterführungen die anderweitig verlaufenden Straßen überqueren.
Das Stadtviertel und das Fuß- und Radwege-System kann z. B. auf einem Stadtspaziergang ausgehend vom Ortskern Perlach besichtigt werden. Von dort führt die Ost-West-Achse direkt nach Osten zum Wohnring in Neuperlach-Zentrum. Über den Hanns-Seidel-Platz weiter nach Osten gelangen die Benutzer über zwei Unterzentren, das Sudermann-Zentrum und das Karl-Marx-Zentrum, zum Perlacher Wald.

Die zweite große Achse verläuft von Norden nach Süden, vom 56 Hektar großen Ostpark über das Quidde-Zentrum zum Wohnring, dann südlich über die Europäische Schule, den Echo-Park bis in den Perlach-Park.
Wer diese Wege benutzt, wird durch ein Stadtviertel geführt, welches so viel Grün zwischen der Wohnbebauung und den Straßen aufzuweisen hat, wie kein anderes. Er wird die großzügigen Anlagen entdecken und stets in den gepflegten Parks Orte der Ruhe und Entspannung, oder auch zum Spielen finden. Besonders hervorzuheben sind die vielen Kilometer Alleen, welche sowohl den Fuß- und Radwegen Schatten spenden, als auch alle Straßen in diesem Stadtviertel säumen.

Neuperlach ist ein Muß für jeden modernen Architekten, der eine funktionelle und ökologische Wohnbebauung schaffen möchte. Hier finden sich in ausgewogenen Nebeneinander Flächen für Arbeiten und Wohnen, sowie grüne Freiräume für Erholung und Freizeit.