Der Schwedenstein
Im Münchner Stadtmuseum wird der sogenannte "Schwedenstein" aufbewahrt. Sein
ursprünglicher Standort war im Perlacher Wald, also südöstlich von München
und weit außerhalb der Mauern der frühneuzeitlichen Stadt. Bei diesem
Gedenkstein handelt es sich möglicherweise um eine ehemalige
Orientierungssäule oder um ein Marterl, doch verhalf ihm die volkstümliche
Legendenbildung zu einem anderem Zusammenhang. So soll der Stein ein
Grabdenkmal für den schwedischen General Gustav Carl Horn darstellen. Horn, so
die Sage, sei 1632 bei den Kämpfen um Perlach an der Straße nach Putzbrunn
gefallen und unter diesem Denkmal bestattet worden. Allerdings: General Horn
ist erst neun Jahre nach Beendigung des Krieges im Mai 1657 in Skara in
Schweden gestorben und liegt in Stockholm begraben. Mit Hilfe einer
ergebnislosen Probeausgrabung sowie einer Expertise des Königlichen
Generalconservatoriums der Kunstdenkmale und Alterthümer Bayerns wurde dieser
Sachverhalt bereits im Jahre 1899 festgestellt. Damals hatte der
Verschönerungsverein Perlach die zuständigen Behörden gebeten, den Stein aus
dem Wald heraus in die Ortschaft Perlach versetzen zu dürfen. Man wollte mit
dem altehrwürdigen Gedenkstein den Ortskern aufwerten. Obwohl sie eigentlich
widerlegt worden war, hielt sich die Legende. Unbestritten bleibt aber, daß
Perlach im Mai 1632 von schwedischen Truppen und kurz darauf auch von den
nachrückenden kaiserlichen Truppen geplündert worden war.
Eine andere Variante der Sage bestand übrigens darin, den "Schwedenstein" als
Denkmal für den Empfang Kaiser Karls V. im Jahre 1530 zu sehen. Damals zog der
Kaiser von Innsbruck über München zum Reichstag nach Augsburg. Zu seinen Ehren
wurde auf der zu diesem Zeitpunkt noch unbewaldeten Perlacher Hayd eine Jagd
veranstaltet.
Neben dem "Schwedenstein" weiß das 19. Jahrhundert außerdem noch von
sogenannten "Schwedenbäumen" und "Schwedengruben" bei Perlach zu berichten.
Die "Schwedenbäume", es soll sich hierbei um Linden gehandelt haben, habe
König Gustav Adolf im Jahre 1632 als Andenken für seine Anwesenheit in München
auf der Perlacher Hayd pflanzen lassen. Die "Schwedengruben" hingegen sollen
in Zusammenhang mit einem schwedischen Zeltlager in der Nähe des
ursprünglichen Standorts des "Schwedensteins" gestanden haben. Als
"Schwedenhufeisen" bezeichneten ortsansässige Bauern gelegentlich
aufgefundene, auffällig kleine Hufeisen. Übrigens gibt es seit dem Jahr 1933
nicht weit vom alten Standort des Denkmals entfernt die Schwedensteinstraße.
Autor: Walter Graßmann:
der Schwedenstein, in: Gudrun Gersmann / Torsten Reimer (Hg.): München im
Dreißigjährigen Krieg. Ein universitäres Lehrprojekt, 1. Version vom
6.12.2000, URL:
http://www.krieg.historicum.net/themen/m30jk/schwedenstein.htm |